Langsamer sterben. Harold Pinter beschuldigt in seiner Nobelpreisvorlesung die USA des Staatsterrors.

Der britische Traeger des Literatur-Nobelpreises, Harold Pinter (75), hat am Mittwoch in seiner Nobelvorlesung die USA systematischer Verbrechen in aller Welt beschuldigt. Bei der wegen der Krebserkrankung des Autors in Stockholm auf Video abgespielten Rede sagte Pinter unter anderem: "Die direkte Invasion eines souveraenen Staates war eigentlich nie die bevorzugte Methode der Vereinigten Staaten. Vorwiegend haben sie den von ihnen so genannten Low Intensity Conflict favorisiert. "Low Intensity Conflict" bedeutet, dass tausende von Menschen sterben, aber langsamer als wuerde man sie auf einen Schlag mit einer Bombe ausloeschen. Es bedeutet, dass man das Herz des Landes infiziert, dass man eine boesartige Wucherung in Gang setzt und zuschaut wie der Faulbrand erblueht. Ist die Bevoelkerung unterjocht worden oder totgepruegelt und sitzen die eigenen Freunde, das Militaer und die grossen Kapitalgesellschaften bequem am Schalthebel, tritt man vor die Kamera und sagt, die Demokratie habe sich behauptet. Die Verbrechen der USA waren systematisch, konstant, infam, unbarmherzig, aber nur sehr wenige Menschen haben wirklich darueber gesprochen. Das muss man Amerika lassen. Es hat weltweit eine ziemlich kuehl operierende Machtmanipulation betrieben und sich dabei als Streiter fuer das universelle Gute gebaerdet. Ein glaenzender, sogar geistreicher, aeusserst erfolgreicher Hypnoseakt. Ich behaupte, die Vereinigten Staaten ziehen die groesste Show der Welt ab, ganz ohne Zweifel. Brutal, gleichgueltig, veraechtlich und skrupellos, aber auch ausgesprochen clever. Den Vereinigten Staaten liegt nichts mehr am "Low Intensity Conflict". Sie sehen keine weitere Notwendigkeit, sich Zurueckhaltung aufzuerlegen oder gar auf Umwegen ans Ziel zu kommen. Die Invasion des Irak war ein Banditenakt, ein Akt von unverhohlenem Staatsterrorismus, der die absolute Verachtung des Prinzips von internationalem Recht demonstrierte. Die Invasion war ein willkuerlicher Militaereinsatz, ausgeloest durch einen ganzen Berg von Luegen und die ueble Manipulation der Medien und somit der Oeffentlichkeit. Der Tod spielt in diesem Zusammenhang keine Rolle. Fuer Bush und Blair ist der Tod eine Lappalie. Mindestens 100.000 Iraker kamen durch amerikanische Bomben und Raketen um, bevor der irakische Aufstand begann. Diese Menschen sind bedeutungslos. Ihr Tod existiert nicht. Sie sind eine Leerstelle. Sie werden nicht einmal als tot gemeldet." (dpa) Copyright Nobelstiftung 2005, Kompletter Redetext im Internet unter www.svenskaakademien.se " (Artikel in der "Berliner Zeitung" vom 8.12.2005) Die deutschsprachige Uebersetzung der Nobelpreisverleihungsrede von Harold Pinter koennen wir seit gestern (7.12.2005) hier finden:
http://nobelprize.org/literature/laureates/2005/pinter-lecture-g.html


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