Artikel Ökostrom Köln

Artikel Ökostrom Köln

In der Vergangenheit standen der Kölner Energieversorger GEW und die RWE oft im Kreuzfeuer der Kritik von Umweltschützern der Anti-Atom-Bewegung. Die RWE wurden hauptsächlich wegen der Verflechtung mit der Atomwirtschaft, der massiven politischen Einflussnahme und der Umweltverschmutzung angegriffen. Die RWE-Tochter Rheinbraun betreibt die Braunkohlenabbau und die Verstromung vor den Toren Kölns. Die GEW wurde besonders wegen der engen Bindung an die RWE kritisiert.
Inzwischen wurde der Stromvertrieb von der 2002 gegründeten Rheinenergie übernommen, die zu 80% der GEW (wiederum 100% Stadt Köln) und zu 20% der RWE gehören. Im Versorgungsgebiet der neuen Aktiengesellschaft, dass bis weit in Kölner Umland reicht, leben circa 1,5 Millionen Menschen.
 Als der Strommarkt 1998 liberalisiert wurde und die Zwangsbindung an den örtlichen Stromanbieter entfiel, gab es keinen massenhaften Wechsel der Stromkunden. Die Wechselfreudigkeit der Kölner ist sogar ungewöhnlich gering. Während in Berlin 2003 circa 10% der Kunden der Bewag, dem örtlichen Versorger, den Rücken gekehrt hatten, und es bundesweit circa 4% waren, verzeichnete Köln zu diesem Zeitpunkt nur circa 3% Wechsler. Zur Zeit werden nach Auskunft der Rheinenergie mehr Kunden neu- oder zurückgewonnen, als zu anderen Anbietern wechseln. Nur circa 2% der Kunden im Versorgungsgebiet werden momentan von Fremdanbietern beliefert. Wie hoch der Anteil derjenigen ist, die jetzt von einem Öko-Stromanbieter beliefert werden ist unbekannt. Während in Holland circa 30% der Haushalte "grünen Strom" beziehen, sind es in Deutschland gut 1% der Stromkunden, circa 500.000 Haushalte.
Knapp unter einem Prozent der Rheinenergie Kunden beziehen den hauseigenen Öko-Strom "Energreen". Dieser wird von der 1999 gegründeten "Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung" (ASEW) vermarktet, die zur Zeit circa 26.000 Haushalte versorgt. Träger der ASEW sind 78 kommunale Energieversorger.
"Energreen" verkauft ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energiequellen. Der Kunde zahlt einen Aufpreis zwischen 1,16 und 4,64 Cent pro verbrauchte Kilowattstunde, womit dann erneuerbare Energien gefördert werden. Leider legt Rheinenergie im Augenblick nicht offen, welches konkrete Projekt mit dem Fördergeld geplant ist.
Energreen wird vom Verein "Grüner Strom Label" mit dem goldenen Siegel ausgezeichnet. Damit wird sichergestellt, dass die Fördergelder in Anlagen investiert werden, die ohne diese Förderung nicht gebaut würden, also durch den Betzug des Öko-Strom ein Ausbau der regenerativen Energien gewährleistet wird. Da regenerative Energien schon durch das Erneuerbare Energien Gesetz (EEG) von 2000 recht gut refinanziert werden, wäre es Unfug wirtschaftliche Anlage mit dem Extrageld der Öko-Stromkunden zu unterstützen. Durch die geringe Nachfrage nach grünem Strom können die jetzigen Kunden problemlos aus den vorhandenen Quellen beliefert werden. Die Stromproduktion aus regenerativen Quellen, die nach dem EEG gefördert werden, beträgt zur Zeit circa 7,5% des bundesdeutschen Stromverbrauchs, aber nur 0,5% wird an reine Öko-Stromkunden verkauft. Der Rest landet im allgemeinen Strommix. Bei Umweltschützern und Kernkraftgegnern ist die Frage ob Ökostrombezug sinnvoll nicht unumstritten. Weitgehende Einigkeit besteht jedoch darüber, dass die Spreu vom Weizen zu trennen ist. Strom aus alten Wasserkraftwerken als Ökostrom zu beziehen, wie beispielsweise EONs AquaPower, hat mit den Ausbau von regenativen Energiequellen nicht tun. Es ist sicher fraglich, ob eine Energiewende mit Stromversorgern zu erreichen ist, die mit der Atomwirtschaft verflochten sind, ineffektive "Dreckschleudern" betreiben oder/oder zentralistische Konzernstrukturen haben? Diese Gesichtspunkte werden von den Kriterien des grünen Strom Labels nicht berücksichtigen.
Um etwas Klarheit in diesen Fragen zu erreichen führt der Kölner Gegenstrom, eine Anti-Atom-Initiative, am 17.Januar eine Veranstaltung mit dem Titel: Ökostrom – Gewissensberuhigung oder Einstieg in die Solargesellschaft durch. Als externer Referent und Experte wird Jörg Bergstedt von der Projektwerkstadt in Saasen dazu ins Friedensbildungswerk kommen.

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